Für Industrie und Infrastruktur gibt es viele Vorgaben und Pflichten auf dem Weg zur Klimaneutralität. Da sind ein umfassendes Energieeffizienz-Know-how sowie überlegtes und datenbasiertes Vorgehen zur Erreichung von Nachhaltigkeitszielen von großem Wert.
Im Februar 2025 hat die EU-Kommission den Clean Industrial Deal der Öffentlichkeit präsentiert. Mit diesem Maßnahmenpaket soll die EU in die Lage versetzt werden, drei dringende Herausforderungen zugleich zu bewältigen: Klimawandel, Wettbewerbsfähigkeit und Abhängigkeit von kritischen Rohstoffen. Zentral dabei ist die Dekarbonisierung; eine Dekarbonisierungsstrategie soll zu einem starken Wachstumsmotor für die Union werden. Der Clean Industrial Deal ist somit ein auf Transformation ausgerichteter Wirtschaftsplan, in dem Klimaschutz, Kreislauforientierung und Wettbewerbsfähigkeit in eine übergreifende Wachstumsstrategie eingebettet werden.
Weiterhin Geltung haben die Ziele des European Green Deal. Damit hat sich Europa das Ziel gesetzt, seine Wirtschaft bis 2050 zu dekarbonisieren. Vereinbart sind darin die Reduktion der Netto-Treibhausgasemissionen um 55 Prozent bis 2030 und das für 2040 gesetzte Zwischenziel einer 90-prozentigen Reduktion, jeweils ausgehend von den Werten des Jahres 1990. Erreicht werden soll das u.a. durch die Förderung erneuerbarer Energien und die Verbesserung der Energieeffizienz. Der Green Deal fördert auch Innovationen und die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle, um die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie zu stärken.
Beide EU-Strategien bedeuten für Industrieunternehmen erhebliche Veränderungen und stellen sie vor große Herausforderungen. Industriebetriebe müssen etwa ihre Produktionsprozesse nachhaltiger gestalten und strengere Umweltauflagen erfüllen. Ausgangspunkt dafür sind Datentransparenz und die Ableitung technischer Maßnahmen. Auch die Rückverfolgbarkeit von Emissionen und des Ressourcenverbrauchs in Lieferketten wird immer wichtiger. Außerdem zwingen Anforderungen der CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) Unternehmen dazu, qualitative und quantitative Kennzahlen transparent und auditierbar darzustellen. Investitionen in neue Technologien sind zur Bewältigung dieser Herausforderungen oft unerlässlich.
Unterstützung bei der Erreichung von Nachhaltigkeitszielen
Siemens bietet umfangreiche Produkte, Lösungen und Services für Unternehmen jeder Größe und unterstützt diese bei der Erreichung ihrer Nachhaltigkeitsziele. „Wir begleiten unsere Kunden bei der Erreichung ihrer Zielsetzung hinsichtlich der europäischen Vorgaben. In enger Zusammenarbeit setzen wir eine Dekarbonisierungs-Roadmap auf und schauen, welche Maßnahmen mit welcher Priorität durchzuführen sind. Basis dafür ist eine überlegte, zielorientierte Erhebung von Daten“, so Markus Bachl, Product Portfolio Manager im Industriebereich bei Siemens Österreich.
“In enger Zusammenarbeit setzen wir eine Dekarbonisierungs-Roadmap auf und schauen, welche
Maßnahmen mit welcher Priorität
durchzuführen sind.“
Markus Bachl, Siemens Österreich
„Aus Daten werden Informationen, aus Informationen wird Wert“, bringt es Bachl auf den Punkt, wie die Datenanalyse eine Energie- und damit CO2-Transparenz schafft und Schwachstellen aufdeckt. Beispiele dafür sind die Berechnung des Energieverbrauchs bei jedem Maschinenstatus, um zu erkennen, wie viel Energie für die eigentliche Produktion verwendet wird, oder die Berechnung des Energieverbrauchs bei unterschiedlichen Produktchargen. In der Dekarbonisierungs-Roadmap inkludiert ist zudem das Thema Energiebeschaffung.
Das Tool, das so ein unternehmensweites Energiemanagement und in der Folge eine Aufstellung für den Corporate Carbon Footprint für ein ganzes Unternehmen oder ein Werk ermöglicht, ist SIMATIC Energy Manager von Siemens. Dieses Energiemanagementsystem ist nach ISO 50001 zertifiziert und mit ihm lassen sich Energieströme und Verbrauchswerte von Prozessen detailliert darstellen und somit den jeweiligen Verbrauchern zuordnen. „SIMATIC Energy Manager kann viel mehr als nur Energiekosten sparen. Das leistungsfähige, skalierbare System verknüpft Energie- und Produktionsdaten und hilft dadurch, produktspezifische Kennzahlen zu ermitteln“, sagt Bachl, der mit seinem Team die Entwicklung und Weiterentwicklung des Energiemanagementsystems maßgeblich vorantreibt.
“Energiemanagement-Projekte finden in einem breiten Ökosystem mit Kunden und Partnern statt. Das Wichtigste dabei ist der Mehrwert
für die Kunden.“
Nicole Graf, Siemens Österreich
Energiemanagementlösungen auf Basis von SIMATIC Energy Manager in Österreich wurden unter anderem bereits bei der Stoelzle Glasgruppe und CocaCola HBC Österreich aufgesetzt. Aktuell läuft ein Projekt bei Dunapack Packaging – einem Unternehmen der Prinzhorn-Gruppe mit 17 Werken, das auf die Herstellung von Verpackungen aus Wellpappe spezialisiert ist. „Solche Projekte finden in einem breiten Ökosystem mit Kunden und Partnern statt. Eine Plattform, die in diesem Zusammenhang immer mehr an Bedeutung gewinnen wird, ist unser Siemens Xcelerator. Das Wichtigste dabei ist der Mehrwert für die Kunden. Für uns ergeben sich durch solche Umsetzungen in der Praxis wertvolle Inputs für die Weiterentwicklung unserer Produkte und Lösungen“, fügt Nicole Graf, Business Development Sustainable Process Industries bei Siemens Österreich, hinzu.
Implementierung von Energiemanagementlösungen auf Basis von SIMATIC Energy Manager: zum Beispiel bei CocaCola HBC Österreich.
Das Pendant zum Corporate Carbon Footprint ist der Product Carbon Footprint – der CO2-Fußabdruck auf Produktebene. Der CO2-Footprint könnte in Zukunft neben Preis und Leistung als drittes Kriterium dazukommen, ob ein Produkt oder eine Dienstleistung Erfolg bei den Kunden hat. Diesen für ein bestimmtes Produkt zu kalkulieren, ist für Hersteller oft sehr aufwendig. Denn der Löwenanteil der CO2-Emissionen entsteht gar nicht in der Fabrik, in der das Produkt gefertigt wird, sondern davor, in weit verzweigten Lieferketten (Scope 3).
Zukunftsweisendes Emissionsmanagement
Auch dafür hat Siemens mit SiGREEN eine zukunftsweisende Lösung, mit der sich industrielle Produkte transparent darstellen lassen. Mithilfe dieses Emissionsmanagements können Unternehmen Emissionsdaten aus der gesamten Wertschöpfungskette abbilden und sie mit ihren Zulieferern einfach austauschen. Damit die Erfassung möglichst effektiv und im benötigten Umfang geschieht, können sowohl die Betriebstechnologie (OT) in der Fertigung als auch die jeweiligen IT-Systeme mit SiGREEN verbunden werden. Auch die Automatisierung des Datenflusses zwischen SiGREEN und ERP(Enterprise Resource Planning)-Systemen ist möglich. Viele Informationen zu CO2– Emissionen einzelner Bauteile stecken nämlich bereits in den ERP-Systemen eines Unternehmens und seiner Zulieferer. SiGREEN ist neben weiteren Werkzeugen zum Management der Nachhaltigkeit auch auf der digitalen Siemens-Geschäftsplattform Siemens Xcelerator verfügbar.
Weitere Nachhaltigkeitsthemen, die Siemens im Blick und für die es Lösungen im Portfolio hat, sind etwa der Digitale Produktpass, Software für das CBAM-(Carbon Border Adjustment Mechanism)-Management und interne Produktbewertungen – für Letzteres hat Siemens mit EcoTech ein eigenes Label eingeführt.
„Ein wichtiger Aspekt der Nachhaltigkeitsvorhaben auf EU-Ebene ist das Thema internationale Partnerschaften. Das Miteinander auf einer globalen Ebene bringt auch für diese Themen einen großen Mehrwert“, findet Nicole Graf. „Internationale Unternehmen geben ihren weltweit verteilten Standorten immer mehr Nachhaltigkeitsziele in Form von Effizienzsteigerung oder Ressourcenverbrauchssenkung vor“, so Graf. Den Anforderungen entsprechend wurde bei Siemens Österreich kürzlich ein Eco Efficiency Solution Hub gebildet, der globale Energy-and-Carbon-Management-Projekte begleitet.
Infobox Der Eco Efficiency Solution Hub am Standort Linz ist ein weltweit agierender Implementierungspartner für Energy-and-Carbon-Management-Projekte. Er wickelt globale Kundenanforderungen von der Erstellung einer Messstellenstrategie zur Datengenerierung bis hin zur Etablierung eines Energiemanagementsystems ab. Das Kompetenzzentrum arbeitet dabei gemeinsam mit lokalen Siemens-Einheiten vor Ort für den bestmöglichen Kundenoutput und sorgt für einen reibungslosen Ablauf bei der Umsetzung der Verbesserungsmaßnahmen. Einen engen Austausch gibt es mit dem ebenfalls in Oberösterreich ansässigen Portfolio-Management des SIMATIC Energy Manager, sodass wertvolles Feedback aus Kundenumsetzungen direkt in die Portfolioweiterentwicklung fließen kann.
Neben der Industrie ist auch die klima- und energieorientierte Gebäudesanierung von den EU-Klimaschutzbestrebungen betroffen. Zu den zu Beginn erwähnten Vorhaben gelten hier unter anderem auch noch die EPBD (Energy Performance of Buildings Directive) und die EED (Energy Efficiency Directive). Das mögliche Einsparungspotenzial bei Gebäuden ist oft schneller und einfacher als in der Industrie zu erreichen, da Gebäude in der Regel weniger komplex aufgebaut sind. Basis all dieser Betrachtungen ist auch hier ein Energiemonitoring. „Dabei messen wir den gesamten Energieverbrauch eines Gebäudes und unterziehen ihn einer Analyse. Und zwar für jeden Energieträger, egal ob es sich um elektrischen Strom, Gas, Öl oder anderes handelt“, erklärt der Energieeffizienzexperte Werner Kerschbaumer von Siemens Österreich. Danach können wir, analog zu den Produktionsanlagen, definieren, wo genau wie viel Energie verbraucht wird, wo Einsparpotenziale vorhanden sind und wo welche Investitionen erforderlich sind, um diese Potenziale zu heben.
Siemens ist Generalunternehmer für die Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen und die Umstellung auf erneuerbare Energie: zum Beispiel bei Autefa Solutions Austria.
Das Energiemonitoring erfolgt über verschiedene Messeinrichtungen, wobei bestehende Zähler sämtlicher Hersteller in das Energiemonitoringtool eingebunden werden können. Ein großer Vorteil für die Kunden, die bestehende Anlagen oder Komponenten weiterbetreiben können. Nicht vernetzte Zähler können manuell via Smartphone oder Tablet ins System übertragen werden. Je nach Anforderung tritt Siemens als Gesamtlösungsanbieter auf. Der Vorteil für den Kunden: Es gibt nur einen Ansprechpartner. „Auf Grundlage der gewonnenen Daten analysieren unsere Expert:innen die Ergebnisse und verknüpft diese mit Vorschlägen, wie und mit welcher Priorität der Energieverbrauch optimiert werden kann. Auch hier kommt der holistische Ansatz der Gebäudemanagementplattform Building X auf Basis von Siemens Xcelerator mit ihren vielen digitalen Werkzeugen voll zum Tragen“, so Kerschbaumer. Das ist aber nicht alles: „Wir bieten basierend auf den Analysen und Vorschlägen auch die gesamtheitliche Umsetzung der Vorschläge als Generalunternehmer an.“