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Fünf Weinflaschen unterschiedlicher Sorten des Unternehmens Wegenstein stehen in einer Reihe nebeneinander © Wegenstein
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Digitalisierung und Automatisierung für Österreichs größten Weinabfüller

Modernisierung der gesamten Tank- und Pumpensteuerung.

Digitale Transformation

10.02.2024

Lesezeit 6 Min

Siemens

Die Weinkellerei Wegenstein mit Sitz in Wiener Neudorf ist Österreichs größter Weinabfüller. Als Tochter von REWE Österreich beliefert sie schwerpunktmäßig die Filialen der Unternehmen ADEG, BILLA, BILLA PLUS und PENNY und bietet mit rund 600 Partnerwinzerbetrieben unterschiedliche Weinsorten und -angebote aus den bekanntesten Weinbaugebieten Österreichs. Neben einer nachhaltigen Wirtschaftsweise, die auch durch das PRO-PLANET-Label, dem unabhängig geprüften Nachhaltigkeitssiegel von REWE belegt wird, zeichnet sich Wegenstein vor allem durch ein ausgezeichnetes Preis-Qualitätsverhältnis und eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Winzerpartnern aus. Im Jahr 2022 führte dieser Ansatz zu insgesamt 23 Millionen verkauften Flaschen der REWE-Exklusivmarke. Ein Exportanteil von rund 55 Prozent, davon zu 95 Prozent nach Deutschland, trägt darüber hinaus ebenfalls zum Wachstum des Unternehmens bei.  

Mit Siemens hat die Weinkellerei Wegenstein im Rahmen unterschiedlicher Modernisierungsprojekte, etwa mit einer Steuerungslösung für die Reinigungsanlage, bereits in den vorangegangenen Jahren partnerschaftliche Erfahrungen gesammelt. Für die Modernisierung der gesamten Tank- und Pumpensteuerung trat man erneut an Siemens heran. Christian Frank, Leitung Kellerei bei Wegenstein: „Uns war wichtig, dass wir hier weiterhin mit einem Unternehmen zusammenarbeiten, das uns aufgrund seiner Beständigkeit – damit ist sowohl die des Unternehmens als auch die der Produkte und Lösungen gemeint – auch morgen betreuen kann.“ Gegen eine Insellösung, die immer das Risiko verwaister Technologie birgt, beispielsweise durch das Ausscheiden von Mitarbeitenden oder das Wegfallen eines Lieferbetriebs, sprachen zudem die in Österreich einzigartigen jährlichen Abfüllvolumina. Hier hat es laut Wegenstein durchaus Sinn, auf Industriestandards zu setzen, wie sie von Siemens mit dem dazugehörigen Industrie- und Prozesstechnik-Know-how eingesetzt werden.  

Digitalisierung und Automatisierung des Tanklagers 

„Wir verfügen hier am Standort über insgesamt 100 Tanks mit 5.000 bis 800.000 Liter. Insgesamt bringen wir es auf 8,5 Millionen Liter“, erklärt Dominic Steindl, Abteilungsleiter Technik bei Wegenstein, „unsere Challenge im Betrieb liegt darin, auf Basis unseres bestehenden und finiten Fassungsvermögens, die Füllmengen präzise zu monitoren und zu steuern, um damit zusätzliche Pumpvorgänge, Leerläufe oder unnötige Stehzeiten zu vermeiden.“ Im Rahmen eines Pilotprojekts wurden drei bestehende Tanks mit neuer Sensorik und Steuerungstechnik ausgestattet und damit geprüft, ob die Lösung dieser Anforderung gerecht werden könne. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Piloten wurde die Digitalisierung und Automatisierung Anfang 2021 auf das gesamte Tanklager ausgeweitet. Dabei wurde die gesamte Tanksensorik modernisiert sowie das zentrale Leitsystem neu installiert und mit dem REWE-IT-Netz verbunden. Anschließend erfolgte der Anschluss der Filtersysteme an das neue System. Darüber hinaus wurde das alte Fließbild der Anlage durch eine auf WinCC basierende Prozessvisualisierung auf vier 70“ Screens ersetzt und ein WLAN zwecks Arbeitserleichterung eingerichtet. Dank der umfassenden Digitalisierung verfügt die Weinkellerei Wegenstein mittlerweile auch über eine Schnittstelle zum elektronischen Kellerbuch: Manuelle Einträge, etwa zu Füllständen, Temperatur oder Filtrierung, sind somit nicht weiter vonnöten, womit einerseits Zeit gewonnen, und andererseits Eingabefehler vermieden werden. Hardwareseitig vertraute man im Zuge der rund einjährigen Projektzeit auf Lösungen und Produkte aus dem Hause Siemens, darunter SCALANCE für WLAN und Switches, inklusive der benötigten Cybersecurity. Für die Pumpenantriebe sind SINAMIC-Umrichter im Einsatz, die Automatisierungstechnik wird über Siemens-SIMATIC-S7-Steuerungen sichergestellt. Für die Sensorik, die in den Tanks die Füllstands-, Temperatur- und Durchflussmessungen vornimmt, zeichnen Fühler der SENTRON-Serie verantwortlich.

Ansicht einer technischen Benutzeroberfläche für die Weintanks von Wegenstein© Siemens

Neue Software für Steuerungen

Neben der Hardware musste insbesondere bei den Steuerungen die gesamte Software neu aufgebaut werden. „Soweit das möglich war, haben wir unsere Tätigkeiten während des laufenden Betriebs durchgeführt“, bestätigt Johannes Kaufmann von Siemens, der beim Projekt den technischen Lead hatte. Er fügt hinzu: „Für Installationen mit Abschaltungen nutzten wir Zeitfenster während der Betriebspause im Sommer.“ Generell wurden die unterschiedlichen Kundenanforderungen in Teilschritte unterteilt, um auch einen neu auftretenden Bedarf abzudecken: Die aus dem Wachstum des Unternehmens resultierenden Umbauten in der Kältetechnik gingen somit gleichzeitig mit dem Tausch der Temperaturfühler in den Tanks einher. „Die neue Weintankkühlung ist mit zwei Kälteanlagen errichtet worden und auch in das Leitsystem integriert“, schildert Christian Frank, „damit lassen sich Soll- und Ist-Temperatur ebenfalls visualisieren und remote steuern. Neben der präzisen Steuerung der Parameter verhindert das System zudem auch ungewünschte Kühlvorgänge bei leerstehenden Tanks.“  

Zentrale Steuerung, maximaler Überblick

Mit dem Projektabschluss verfügt die Weinkellerei Wegenstein nun über eine zentrale Steuerung des Tanklagers. Die eingesetzte Prozessvisualisierung ermöglicht eine konstante Beobachtung des Gesamtsystems, wobei sich unterschiedliche Parameter, u.a. individuelle Füllstände der einzelnen Tanks, Temperatur, Durchflussgeschwindigkeiten sowie Filtrationen ablesen lassen. Inkludiert sind darin auch Informationen zu Elementen des Tanklagers, die ohne ein entsprechendes SCADA-System in der Vergangenheit nur schwer zugänglich waren. Mitarbeitende des Unternehmens können sich mobil über eine App verbinden, die Verbindung der zentralen Leitstelle mit dem REWE-IT-Netz bietet darüber hinaus Möglichkeiten für Remote-Zugriffe bzw. eine Fernwartung des Systems. In diesem Kontext spielt auch das Totally Integrated Automation (TIA)-Portal von Siemens eine wesentliche Rolle: „Sämtliche Steuerungen, IO-Baugruppen, Frequenzumrichter, Touch Panels, Gateways etc. lassen sich über das TIA-Portal mittels einer einzigen Software programmieren, parametrieren und auch warten“, verrät Gerald Meyer von Siemens. 

Gemeinsam in Richtung Zukunft 

Die realisierte Tanksensorik, Visualisierung und Steuerung bedeutet für Wegenstein und Siemens einen wesentlichen Meilenstein. Neben der technischen Umsetzung sind damit maßgebliche Anforderungen des Kunden erfüllt, darunter Produktqualität auf der Basis von Industriestandards sowie eine partnerschaftliche Zusammenarbeit, die auf Beständigkeit des Lieferanten und seiner Lösungen sowie auf Langfristigkeit der Partnerschaft beruht. Damit verbunden ein Instandhaltungsteam, das aufgrund des Domänenwissens und technologischer Expertise sofort zur Seite steht. Abschließend bietet die eingesetzte Gesamtlösung dem Kunden einen weiteren wesentlichen Faktor – Skalierbarkeit. Damit kann das System auch künftig mit dem Erfolg von Wegenstein mitwachsen.

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