Die Zukunft einpacken
Wie ein weltweit führendes Verpackungs- und Papierunternehmen sowie ein Spezialmaschinenbauer gemeinsam an innovativen Lösungen gegen die Plastikflut in der Logistik arbeiten.
© PaperWrap
Wie ein weltweit führendes Verpackungs- und Papierunternehmen sowie ein Spezialmaschinenbauer gemeinsam an innovativen Lösungen gegen die Plastikflut in der Logistik arbeiten.
In der Logistikbranche werden tagtäglich Millionen Tonnen von Waren rund um den Globus bewegt. Meist geschieht das auf Paletten, die sich in Transportcontainern befinden. Die Waren sind traditionell in Folie aus Kunststoff gewickelt. Eine Notwendigkeit für den Schutz der Ladung, aber auch eine Quelle gigantischer Mengen an Plastikmüll. Doch was wäre, wenn diese Plastikflut durch eine stabile, recyclingfähige Alternative aus nachwachsenden Rohstoffen ersetzt werden könnte? Genau hier setzt PaperWrap an und revolutioniert das Palettenwickeln mit einer innovativen Papierlösung.
Dieses Bild kennt man, wenn man schon einmal in einem Lager oder einer Verladestelle war: Berge von gestapelten Paletten, fest umwickelt mit Stretchfolie. Diese Plastikfolie schützt die Waren vor Beschädigung, Feuchtigkeit und Verrutschen. Doch nach dem Transport landen die weltweit Millionen Tonnen an Kunststofffolie im Müll. Die Folgen sind eine enorme Belastung für unsere Umwelt: Mikroplastik in den Ökosystemen, ein großer CO2-Fußabdruck bei der Produktion und überfüllte Deponien. Hinzu kommt der wachsende Druck durch Gesetzgeber und Konsumierende. Plastiksteuern, Verbote von Einwegplastik und ein gestiegenes Umweltbewusstsein fordern von Unternehmen, ihre Lieferketten nachhaltiger zu gestalten.
Eine technologisch ausgereifte Plastik-Alternative bietet PaperWrap. Dieses smarte Angebot ist das Ergebnis einer visionären Zusammenarbeit in einem Entwicklungsprojekt zwischen dem Papierhersteller Mondi und dem oberösterreichischen Spezialmaschinenbauer EW Technology. Ihre Mission: eine nachhaltige Alternative zur Plastikstretchfolie zu entwickeln, die den hohen Anforderungen der Logistik gerecht wird. Das klingt einfacher, als es ist. Papier hat von Natur aus andere Eigenschaften als Kunststoff: Es dehnt sich weniger, ist anfälliger für Risse und reagiert sensibler auf Feuchtigkeit.
© PaperWrapPaperWrap: eine technologisch ausgereifte Plastik-Alternative für die Verpackung von Waren. Dieses smarte Angebot ist das Ergebnis einer visionären Zusammenarbeit zwischen dem Papierhersteller Mondi und dem oberösterreichischen Spezialmaschinenbauer EW Technology.
Die Lösung liegt in einer cleveren Kombination aus Materialwissenschaft und Maschinenbau. Mondi hat ein spezielles Papier entwickelt, das durch eine einzigartige Faseranordnung eine hohe Zugfestigkeit aufweist. Es ist robust genug, um Paletten sicher zu fixieren, und dabei vollständig biologisch abbaubar sowie kompostier- und recycelbar. Das bedeutet: kein Mikroplastik, deutlich geringere Treibhausgasemissionen und eine echte Kreislaufwirtschaft. „Unser innovatives Ad/Vantage StretchWrap-Papier ist ein 100-%-Kraftpapier ohne Beschichtung oder Plastik, das in herkömmlichen Recyclingströmen recycelbar ist. Es bietet eine herausragende Dehnbarkeit, ausgezeichnete Festigkeit und eine hohe Zugenergieaufnahme, was es zum idealen Papier für die Palettenumwicklung macht“, so Bartosz Babicz, Product Manager Ad/Vantage StretchWrap von Mondi, der zugleich den ausgeprägten Nachhaltigkeitsfokus des Unternehmens betont: „Als weltweit führendes Unternehmen für nachhaltige Verpackungen und Papier arbeitet Mondi eng mit seinen Kunden zusammen, um für jede Anwendung die beste Verpackungslösung zu wählen. Dabei steht stets im Fokus, Materialien im Kreislauf zu halten, ökologische Fußabdrücke zu reduzieren und Nachhaltigkeit zum festen Bestandteil des wirtschaftlichen Handelns zu machen.“
Der Clou steckt aber auch in der Technologie, die das Papier um die Paletten wickelt. EW Technology hat spezielle Wickelmaschinen entwickelt, die das Material präzise und mit der nötigen Spannung um die Waren legen. „Plastik verzeiht fast alles. Es dehnt sich einmal mehr, einmal weniger, passt sich an Formen an und damit entstehen nicht so große Spannungsspitzen“, erklärt Patrick Wagner, Geschäftsführer und Mitgründer von EW Technology, um gleich auf die Unterschiede zum Papier zu kommen: „Beim Papier muss bei der Wicklung die Zugkraft sehr präzise ausgeregelt werden. Hier müssen Regelung und Wickelmaschine alles kompensieren, was dem Papier an Flexibilität fehlt.“ „Diese Regelungsgüte wird durch die verwendete SIMATIC-Steuerung mit schneller Rechenleistung und kurzer Zugriffszeit in Verbindung mit dem Servoantriebssystem SINAMICS S210 für hochdynamische Anwendungen ermöglicht“, so Bernhard Fath, Vertriebsspezialist bei Siemens Österreich. Siemens-Technologie findet man in den EW-Technology-Spezialmaschinen auch im Schaltschrank (Netzteil, Schaltgeräte, Bedienelemente, …) und bei der SIWAREX-Wägetechnik sowie den Safety- Komponenten.
© PaperWrapDie präzise Ausregelung der Zugkraft während der Wickelung wird durch Komponenten wie die Siemens-Steuerung ermöglicht.
PaperWrap hat sich bisher vor allem auf den europäischen Markt konzentriert und kann hier bereits einige Referenzen bei Kunden und in Showrooms vorweisen: ob in der Elektronikindustrie oder im Lager- und Logistikbereich in Deutschland, in der Papier- und Verpackungsindustrie in Spanien, in der Verpackungsindustrie in Polen, im Einzelhandelsverpackungsbereich in der Schweiz oder der Korkindustrie in Portugal. Auch auf die USA wurde kürzlich das Netz aus Distributoren und Partnerunternehmen ausgeweitet.
Ein starkes Indiz für die Relevanz einer Technologie ist ihre Adoption durch Branchenführer – das ist dem PaperWrap-Team im Fall von IKEA gelungen. „IKEA hat sehr strikte Vorgaben an die Lieferanten, was die Palettenbeladung betrifft. Da muss alles perfekt gepackt werden, um das volle Volumen der Regale auszunützen. Bisher war hier nur Plastik im Einsatz“, berichtet Philipp Ertl, der zweite Geschäftsführer und Mitgründer von EW Technology. Nach einer etwa einjährigen Testphase hat IKEA diesen Sommer die Lösung PaperWrap als weltweit zulässige Ladungssicherung festgelegt. Auch bei Nestle und anderen Unternehmen laufen Tests mit Pilotanlagen.
Ein solcher Schritt eines globalen Players sendet ein klares Signal an den gesamten Markt und bestätigt die Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit der papierbasierten Lösung. Diese Großkunden erkennen, dass es „nicht nur um das Material, sondern um das gesamte Ökosystem – von der Produktion über die Verarbeitung bis zum Recycling“ geht, wie Wagner hervorhebt. Es ist ein ganzheitlicher Ansatz, der den gesamten Lebenszyklus der Verpackung betrachtet und auf eine Kreislaufwirtschaft abzielt. „Wir sehen uns als Enabler für eine Kreislaufwirtschaft. Unsere Lösungen ermöglichen es Unternehmen, ihren ökologischen Fußabdruck signifikant zu reduzieren, ohne Kompromisse bei der Produktsicherheit“, fasst Ertl die Mission zusammen.
© PaperWrapPatrick Wagner (2.v.l.) und Philipp Ertl (2.v.r.) von EW Technology umgeben von PaperWrap-Kolleg:innen.
Neben den ökologischen und strategischen Vorteilen eröffnen Hightech-Papierverpackungen auch neue Möglichkeiten im Marketing und in der Logistik. Die Oberfläche von Papier ist ein idealer Träger für Branding, Produktinformationen oder sogar interaktive Elemente wie QRCodes. „Die Möglichkeit, mit unserer Maschine auch gleich direkt das Papier zu bedrucken – mit Branding, QR-Codes oder Logistikinformationen – eröffnet völlig neue Marketingmöglichkeiten“, erklärt Wagner. Das macht die Verpackung zu einem aktiven Kommunikationsmittel.
Die Anwendungsmöglichkeiten von PaperWrap sind vielfältig und reichen von der Lebensmittelindustrie über den Handel bis hin zur produzierenden Industrie. PaperWrap ebnet den Weg für eine neue Generation von Verpackungslösungen, die nachhaltig sind und gleichzeitig den Anforderungen einer globalisierten Wirtschaft gerecht werden. PaperWrap ist aber mehr als nur eine neue Verpackungslösung; es ist ein Symbol für den Wandel in der Industrie. Es zeigt, wie durch kreatives Denken, interdisziplinäre Zusammenarbeit und den Einsatz modernster Technologie ein scheinbar unlösbares Problem angegangen werden kann. Die Entwicklung von PaperWrap ist ein starkes Signal, dass Nachhaltigkeit und Hightech keine Gegensätze sind, sondern einander perfekt ergänzen.
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