Energiewende in den Gemeinden
Energiebuchhaltung in niederösterreichischen Gemeinden bringt Strom- und Wärmeeinsparungen
Christian Lettner
Das Land Niederösterreich hat 2011 als erstes Bundesland ein für die Gemeinden verpflichtendes Energieeffizienzgesetz beschlossen. Dieses hält Gemeinden zur Führung einer Energiebuchhaltung an. Seit 2013 werden die Gemeinden seitens des Landes durch eine technologische Lösung von Siemens unterstützt, sodass auf einfache Art und Weise eine Energiebuchhaltung und damit ein effizientes und maßgeschneidertes Energiemanagement ermöglicht wird. Das Land hilft mit der kostenlosen Zurverfügungstellung der Siemens-Technologie den Gemeinden somit beim Energiesparen und künftig auch vermehrt beim Einsatz erneuerbarer Energieträger.
Die Lösung heißt Navigator, eine cloudbasierte Energie- und Nachhaltigkeitsplattform von Siemens. Die Plattform liefert zentrale Daten zur Energie- und Nachhaltigkeitsperformance sowie einen umfassenden Einblick in alle wichtigen Gebäudeperformanceanalysen. Zusätzlich zum Navigator entwickelten die Siemens-Energieeffizienz-Experten eine speziell auf die Bedürfnisse des Landes Niederösterreich zugeschnittene Reportingplattform, mit der sich auf Knopfdruck standardisierte Jahresberichte in PDF-Form generieren lassen. „Energiebuchhaltung ist auch für niederösterreichische Gemeinden die Grundlage für optimales Energiemanagement und bildet die Basis für richtungsweisende Entscheidungen auf dem Weg Richtung Energiewende. Schulen haben zum Beispiel durch aus der Energiebuchhaltung abgeleitete Maßnahmen eine 60- prozentige Strom- und eine über 30-prozentige Wärmeeinsparung realisieren können“, sagt Franz Patzl, Projektleiter Energiebuchhaltung für niederösterreichische Gemeinden, vom Land Niederösterreich.
538 Gemeinden, 40.000 Zähler
In der niederösterreichischen Energiebuchhaltung befinden sich aktuell 538 Gemeinden mit über 6.500 Gebäuden, 5.500 Anlagen sowie einem Teil des Fuhrparks. Mit mehr als 40.000 Zählern ist das niederösterreichische Navigator-Projekt das größte in ganz Österreich. „Die großen Vorteile des Systems liegen darin, dass kein Installationsaufwand besteht, weil es über das Internet abrufbar ist. Zudem werden eingegebene Verbrauchsdaten automatisch mit Klimadaten ergänzt, sodass die Verbrauchsdaten einzelner Jahre trotz Beeinflussung durch die Witterung vergleichbar werden. Der Vergleich der Daten von Gebäuden gleichen Typs oder gleicher Nutzung kann Hinweise auf eventuelle Mängel und auf den allgemeinen energetischen Zustand und so auf wichtige Optimierungspotenziale liefern“, so Patzl. „Die Energiebuchhaltung zeigt Veränderungen des Gebäudezustandes oder der Haustechnik auf. So können etwa defekte Regelungen von Heizkessel, Heizkreisen, Lüftungs- und Klimaanlagen oder Beleuchtungssystemen sowie eine Beeinträchtigung der Gebäudedämmung zum Beispiel durch Nässe frühzeitig erkannt werden“, ergänzt Erich Engelmaier, Navigator-Produktmanager bei Siemens.
Die Partner Land Niederösterreich und Siemens sind stets bemüht, die bestehenden Lösungen zur Unterstützung der Gemeinden zu verbessern. Als nächster Schritt wird es daher demnächst möglich sein, den Ertrag von Photovoltaikanlagen automatisiert in den Navigator überzuleiten – ein wichtiger Schritt zum Nachweis der Nachhaltigkeit. „Es ist ein gutes Gefühl, wenn man sieht, wieviel ein Energiemanagementtool, gepaart mit großem Engagement in den Gemeinden, zum Schutz der Umwelt beitragen kann. Wir haben nur diesen einen Planeten – deshalb müssen wir auch auf Maßnahmen setzen, bei denen erneuerbare Energien eine tragende Rolle spielen“, sagt Engelmaier.