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Grüne Energie für Galapagos

Hybridkraftwerk von Siemens ermöglicht eine saubere Stromerzeugung für das UNESCO-Weltkulturerbe Galapagos.

Nachhaltigkeit

21.11.2019

Lesezeit 5 Min

Siemens

Siemens hat die Regierung von Ecuador bei der Lösung eines schwierigen Umweltproblems auf den Galapagosinseln unterstützt. Das Problem bestand darin, einen Ersatz für das stark umweltbelastende elektrische Energiesystem auf der Insel Isabela zu finden, der größten der 21 Inseln des Nationalparks. Jedes Jahr brechen von hier aus Zehntausende von Touristen aus aller Welt zu Bootstouren durch den Archipel mit seiner wunderbaren Tierwelt auf. Bis Oktober 2018 lieferte ein Dieselkraftwerk, von dem eine hohe Smog- und Lärmbelastung ausging, den Strom für Hotels, Restaurants und die 2.500 ständigen Bewohner.

Sorgen bereiteten der UNESCO nicht nur die Umweltverschmutzung, sondern auch die Risiken, die mit der Anlieferung des Dieselkraftstoffs vom rund 1000 Kilometer entfernen Festland verbunden waren. In den vergangenen Jahren liefen beim Transport vom Schiff zum Kraftwerk zwei Mal große Ölmengen aus. Die Kulturorganisation der Vereinten Nationen drohte Ecuador daraufhin an, den Galapagosinseln den begehrten Welterbestatus abzuerkennen, sollte keine sauberere Energieversorgungslösung gefunden werden.

Mit Unterstützung der deutschen Regierung forderte Ecuador Ingenieurunternehmen weltweit auf, Angebote für die Entwicklung eines zuverlässigen, ökologisch sauberen Systems auf der Basis erneuerbarer Energieträger abzugeben. Die Lösung: Ein Siemens-Hybridkraftwerk, das mit einem Mix aus Sonnenenergie und Biokraftstoff betrieben wird. Der Biokraftstoff sollte dabei aus einer noch wenig bekannten Nuss hergestellt werden.

Bedürfnisse der Umgebung im Vordergrund

Das Kraftwerk wurde speziell für die Ansprüche der Isabela-Insel entwickelt. Durch den Zusammenschluss von erneuerbaren Ressourcen sollen die Herausforderungen der Energieversorgung auf der Insel bewältigt werden. Der Fokus lag dabei auf der Entwicklung eines Kraftwerkes, das die lokalen Ressourcen so integriert, dass eine nachhaltige Energiezukunft gewährleistet werden kann. Die Integration von komplementären Technologien war dabei von großer Bedeutung, um die Ressourcen vor Ort auch dementsprechend nutzen zu können. Aufgrund der einzigartigen und sensitiven Umwelt wurde besondere Sorgfalt auf die Umweltbelastung der eingesetzten Technologien gelegt.

Klein, aber oho

Multifunktionskraftwerk

Die auf erneuerbare Energiequellen ausgelegte Hybridanlage besteht im Wesentlichen aus drei Komponenten: einem 952-Kilowatt-Solarpark mit rund 3.024 Solarmodulen, einer mit Biodiesel betriebenen 1.625-Kilowatt-Stromerzeugungsanlage mit fünf 325-Kilowatt-Dieselgeneratoren und einem Batteriespeicherelement, das bei Bedarf ohne Verzögerung 660 Kilowatt bereitstellen kann. Das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten wird von einem intelligenten Leittechniksystem gesteuert, das Siemens auf Isabela präsentiert. Es umfasst proprietäre Software, die unter anderem den Energiefluss zu und von den Batterien steuert.

Die Anlage ist – nach umfangreichen Prüfungen im Rahmen von Pilotprojekten in Ecuador und anhand eines Mockup-Tests in Deutschland – seit Oktober 2018 in Betrieb. Die Errichtung des Kraftwerks mit 600 Tonnen an Maschinen und Baumaterial war eine gewaltige Aufgabe. Erschwerend kam hinzu, dass es auf Isabela weder Kais noch sonstige Landeanlagen gibt, an denen Schiffe anlegen können.

Schon jetzt ist der Nutzen des neuen Hybridkraftwerks für die Umwelt enorm. Durch die Einsparung von 33.000 Litern Dieselkraftstoff, die in der alten Anlage pro Monat verfeuert wurden, konnte das neue Kraftwerk im Oktober 88 Tonnen an CO2-Emissionen und eine Kraftstofflieferung einsparen. Hinzu kommt, dass die neue Anlage erheblich leiser ist. Die Anlage hat eine sehr hohe Verfügbarkeit von 99 Prozent und hat sich somit als extrem zuverlässig erwiesen.

Gute Aussichten für weitere Regionen

Siemens sieht im erfolgreichen Betrieb des Hybridkraftwerks auf Isabela die Basis für künftige Projekte. Es wird davon ausgegangen, dass auf weiteren Inseln des Galapagos-Archipels gleichartige Anlagen entstehen. Und auf Isabela, wo der Energiebedarf jährlich um 5 bis 10 Prozent steigt, steht vermutlich schon bald eine Erweiterung des neuen Hybridkraftwerks an.

Auch außerhalb von Ecuador besteht ein riesiger potenzieller Markt: Karibische und pazifische Inseln stehen vor ähnlichen Herausforderungen in puncto Umwelt und Kraftstoffversorgung wie die Galapagosinseln. Dasselbe gilt für isolierte Dschungelstädte, große Bergbauprojekte oder andere Orte, an denen umweltbelastender Dieselkraftstoff die wichtigste Energiequelle für die Stromerzeugung darstellt.

Zukünftig sollen weitere Regionen im Pazifik und der Karibik von den Siemens-Lösungen profitieren, um die Herausforderungen der Energieversorgung bewältigen zu können.© Siemens
Zukünftig sollen weitere Regionen im Pazifik und der Karibik von den Siemens-Lösungen profitieren, um die Herausforderungen der Energieversorgung bewältigen zu können. (Copyright: Siemens)